top of page

Wuff  & Wissen - dein Blog
Wolf's Instinkte - deine Hundeschule

Hundebegegnungen besser lesen – Teil 2

In Teil 1 meiner Blogreihe zum Thema "Hundebegegnungen besser verstehen" ging es um die Phase vor der Hundebegegnung, konntest du bei deinem Hund neue Erkenntnisse gewinnen - ja? Prima, weiter geht's zum nächsten Teil, denn heute geht es um folgendes:


Wenn dein Hund den anderen Hund sieht – Körpersprache in der Sichtungsphase

Der Moment, in dem dein Hund den anderen Hund entdeckt, ist wie ein innerlicher Spannungsumschlag. Das Gehirn schaltet blitzschnell von „Umgebungsscanner“ auf „Zielerkennung“ – und du siehst es in seinem Körper. Alles richtet sich neu aus.

Diese Phase ist unglaublich spannend – und entscheidend! Denn hier zeigt dir dein Hund deutlich, wie er die Situation einschätzt, ob er lernen kann oder ob du bald managen musst.


Warum diese Phase so wichtig ist

In dieser Phase entscheidet sich oft, ob dein Hund in seiner emotionalen Balance bleibt oder ob sich Stress, Erregung oder Unsicherheit aufbauen. Du bekommst also einen Blick auf seine innere Landkarte:

  • Sieht er den anderen Hund neutral?

  • Ist er neugierig, aufgeregt oder direkt überfordert?

  • Gibt es ein bekanntes Muster?

Das Ziel dieser Phase ist: Erkennen, wo dein Hund gerade steht – und ihm durch kluge Unterstützung Lernchancen ermöglichen.


Die Körpersprache in der Sichtungsphase

Hier zeige ich dir die wichtigsten Signale und wie du sie interpretieren kannst:

1. Blick & Kopfbewegung – Die Zielerfassung

  • Die Augen fixieren plötzlich einen klaren Punkt. Es ist, als würde dein Hund „fokussieren“.

  • Der Kopf bleibt stabil in eine Richtung ausgerichtet, manchmal mit leichtem Absenken oder Neigen.

  • Manche Hunde frieren dabei für ein bis zwei Sekunden in der Bewegung ein – sogenanntes „Freezing“. 💡 Interpretation:

    → Fixieren ist nicht gleich Angriffslust – es zeigt, dass dein Hund wahrnimmt und bewertet.

    → Ein leicht abgesenkter Kopf + fixierender Blick kann auch strategisch oder unsicher sein.

    Hund mit Blick deutlich auf einen Punkt gerichtet.
    Hund richtet seinen Blick gezielt auf einen Punkt.

2. Körperspannung & Standbild

  • In dieser Phase „frieren“ viele Hunde kurz ein oder verlangsamen ihre Bewegung merklich.

  • Der Körper ist hochgradig kontrolliert, aber oft geladen – wie ein gespannter Bogen.

  • Die Pfotenstellung verändert sich: Vorderpfoten manchmal leicht gespreizt, das Gewicht vorverlagert.


Ein Golden Retriever steht still mit leicht nach vorn verlagertem Körperschwerpunkt.
Hund steht still, Körpergewicht leicht nach vorne verlagert.

💡 Interpretation: → Diese Spannung ist oft die Schwelle: Von hier aus kann dein Hund in eine andere Strategie übergehen – oder sich emotional „verlieren“.


3. Ruten- und Ohrensprache – Der Stimmungsmesser

  • Die Rute zeigt jetzt viel über die Emotion:

    • Hoch getragen & leicht vibrierend = aufgeregt / angriffslustig

    • Mittig & starr = hohe Spannung

    • Tief & leicht wedelnd = Unsicherheit oder Beschwichtigung

  • Die Ohren sind nach vorne gerichtet oder leicht seitlich versetzt, je nach Rassetyp.

💡 Interpretation: → Achte auf das Zusammenspiel der Körperteile – ein Hund mit gespannter Rute, aber abgewandtem Blick hat vielleicht ganz andere Absichten als einer mit gleichem Rutenstand, aber fixierendem Blick.


4. Atmung & Maulbereich – Der unterschätzte Indikator

  • Die Atmung wird oft flacher oder stockt kurz, besonders bei Anspannung.

  • Das Maul ist plötzlich geschlossen, obwohl es vorher geöffnet war.

  • Kleine Zungenbewegungen, Lippenlecken oder Zittern in den Lefzen sind Hinweise auf Erregung oder Konflikt.


💡 Interpretation: → Hier lohnt sich das feine Hinsehen. Manchmal zeigt dir dieser Bereich schon Sekunden vor einem Bellen, was gleich passieren könnte.


Was kannst du jetzt tun?

Jetzt kommt es auf deine Handlungsoptionen an – und die hängen stark davon ab, wo dein Hund gerade innerlich steht:

  • Bleibt er noch ansprechbar und kann auf dich reagieren? Super – dann ist das eine echte Trainingssituation.

  • Wirkt er so fixiert oder starr, dass du ihn kaum „erreichst“? Dann ist eher Management angesagt – Abstand schaffen, Richtung ändern, Reiz minimieren.

Stell dir vor: Dein Hund hat gerade eine „Mini-Prüfung“. Je nachdem, wie gut er vorbereitet ist (Training, Umgebung, Tagesform), braucht er mehr oder weniger Hilfe von dir.


Fazit

Die Sichtungsphase ist der Moment, in dem dein Hund dir zeigt: 👉 Wie geht’s ihm damit? Was braucht er gerade?

Du bekommst hier keinen finalen „Ja oder Nein“-Moment – sondern ein Fenster zur Kommunikation. Wenn du frühzeitig die Körpersprache (richtig) deutest, hast du die besten Chancen, deinem Hund Lernmomente statt Stressmomente zu ermöglichen.


Nun wünsch ich dir wieder viel Spaß beim Beobachten deines Hundes, sobald er den fremden Hund wahrnimmt und sieht! Du kannst deine Hundebegegnungs-Momente auch gerne bei Instagram mit uns teilen, nnutze dafür einfach #HundeschuleWolfsInstinkte.


Liebe Grüße,

Caro


Vorschau auf Teil 3:

Im nächsten Beitrag schauen wir, wie dein Hund sich während der eigentlichen Annäherung bewegt – also wenn der andere Hund näher kommt oder man sich frontal begegnet. Hier kommt es auf die Dynamik und Veränderung im Bewegungsverhalten an.


Beobachtest du deinen Hund schon länger, aber kannst selbst kein Muster in Hundebegegnungen erkennen? Schau dir doch mal mein Online Angebot an. In einer individuellen Verhaltensberatung können wir gemeinsam Videos von deinem Hund analysieren.




Comments


Weitere Beiträge die dich interessieren könnten:

bottom of page