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Begriffserklärung: Apportierverhalten

Kurz Definition:

Ein natürliches Verhalten, bei dem Hunde gerne Objekte wie Bälle oder Spielzeuge zurückbringen. Es wird häufig im Spiel oder als Teil von Arbeitsaufgaben genutzt, etwa im Hundesport oder bei Jagdhunden.

Lang-Beschreibung:

Einleitung: Die Bedeutung des Apportierverhaltens im Kontext des Hundeverhaltens

Das Apportierverhalten gehört zu den grundlegendsten und instinktivsten Verhaltensweisen bei Hunden und ist sowohl für das Spiel als auch für verschiedene Arbeitsaufgaben wie den Jagd- oder Rettungshundeeinsatz von zentraler Bedeutung. Dieser natürliche Instinkt zeigt sich bei Hunden aller Altersstufen und Rassen, kann jedoch, abhängig von der genetischen Prädisposition, in unterschiedlichem Ausmaß auftreten. Insbesondere bei jagdlich gezüchteten Hunden wie Retrievern oder Spaniels wird das Apportieren gezielt gefördert und verfeinert, während es bei anderen Rassen eher eine spielerische Rolle übernimmt.


Das Apportierverhalten umfasst verschiedene Aspekte, die von der Verfolgung eines beweglichen Objekts über das Aufnehmen bis hin zum Zurückbringen an den Besitzer oder Hundeführer reichen. Obwohl das Verhalten oft als Spiel wahrgenommen wird, hat es tief verwurzelte biologische und soziale Funktionen, die weit über den bloßen Spaßfaktor hinausgehen.


Ursprung und Funktion des Apportierverhaltens

Die Ursprünge des Apportierverhaltens lassen sich bis zu den wild lebenden Vorfahren des Haushundes zurückverfolgen. Ursprünglich war es Teil des Beutefangverhaltens und trug dazu bei, Nahrung zu sichern. Mit der Zeit wurde dieses Verhalten von Menschen gezielt in die Zucht eingebracht und verfeinert, um Hunde zu schaffen, die effektiv apportieren und bei der Jagd kooperieren können. Apportieren ist dabei mehr als nur eine mechanische Handlung – es erfordert von Hunden eine Balance aus Jagdtrieb, Selbstkontrolle und Gehorsam.


Die Funktion des Apportierverhaltens ist auch im sozialen Kontext relevant. Hunde zeigen dieses Verhalten nicht nur, um Beute zu sichern, sondern auch, um Bindungen zu stärken. Ein Hund, der einen Gegenstand freudig zu seinem Besitzer zurückbringt, zeigt dadurch Vertrauen und Bindung. Besonders bei sozialisierten Hunden ist das Apportieren ein Zeichen dafür, dass sie die Nähe und das positive Feedback ihres Menschen suchen.


Der Apportiertrieb und seine Variationen bei Hunderassen

Der Apportiertrieb variiert stark je nach Hunderasse. Jagdhunde wie Labradore oder Golden Retriever haben einen besonders ausgeprägten Apportiertrieb, während bei anderen Rassen das Interesse am Apportieren eher gering ist. Diese rassebedingten Unterschiede sind das Ergebnis gezielter Selektion über Generationen hinweg. Interessanterweise zeigen manche Hunde, die nicht speziell für die Jagd gezüchtet wurden, dennoch eine starke Affinität für das Apportieren. In diesem Fall ist das Verhalten oft auf individuelle Veranlagungen und frühkindliche Lernerfahrungen zurückzuführen.


Im modernen Hundetraining nutzen Trainer den Apportiertrieb, um Hunde geistig und körperlich auszulasten. Ein Hund, der gerne apportiert, kann durch gezielte Übungen sowohl in der Gehorsamkeit als auch in der Selbstkontrolle gestärkt werden. Es ist jedoch wichtig, das Training an die individuellen Fähigkeiten und Bedürfnisse des Hundes anzupassen, da ein übermäßiges Training zu Stress oder sogar zu einer zwanghaften Fixierung auf das Apportieren führen kann.


Das Apportieren in der Mensch-Hund-Kommunikation

Das Apportierverhalten bietet eine wertvolle Möglichkeit, die Kommunikation zwischen Mensch und Hund zu fördern. Das Zurückbringen eines Objekts erfordert sowohl von Hund als auch von Mensch eine klare Abstimmung und bietet eine Gelegenheit für das Training von Kommandos wie „Bring“, „Aus“ und „Hier“. Ein Hund, der zuverlässig apportiert, ist in der Lage, komplexe Anweisungen zu verstehen und auszuführen, was das Vertrauen zwischen Hund und Mensch stärkt und eine tiefergehende Bindung ermöglicht.


Das Apportierverhalten kann auch ein Hinweis auf die emotionale Bindung des Hundes zum Besitzer sein. Hunde, die sehr auf ihre Besitzer bezogen sind, zeigen oft eine höhere Motivation, Objekte zurückzubringen. Die Motivation zum Apportieren kann jedoch abnehmen, wenn der Hund das Verhalten als einseitige Pflicht ansieht und keine Interaktion oder Belohnung erfährt. In solchen Fällen kann es sinnvoll sein, das Training zu variieren und neue Apportieraufgaben einzuführen.


Studien und wissenschaftliche Untersuchungen zum Apportierverhalten

Verschiedene Studien haben das Apportierverhalten bei Hunden untersucht und gezeigt, dass dieses Verhalten tief mit der sozialen Struktur und den Instinkten von Hunden verknüpft ist. Eine Untersuchung von Kaminski et al. (2012) zur Kommunikationsfähigkeit von Hunden zeigte, dass Hunde in der Lage sind, spezifische menschliche Signale als direkte Aufforderungen an sie zu interpretieren. Diese Fähigkeit zur gezielten Wahrnehmung von Kommunikationshinweisen spielt eine wichtige Rolle beim Apportieren, da Hunde das menschliche Interesse an der Interaktion erkennen und entsprechend reagieren.


Die Ergebnisse von Kaminski et al. sind besonders für das Apportiertraining relevant, da sie verdeutlichen, dass Hunde bei klaren menschlichen Signalen ihre Motivation zum Apportieren erhöhen können. Dies verdeutlicht, wie bedeutend die menschliche Kommunikation und Signalgebung für den erfolgreichen Ablauf von Apportierübungen sind und warum Hunde, die eine enge Bindung zu ihrem Besitzer haben, besonders gut auf diese Signale ansprechen.


Hundetraining und Umgang mit dem Apportierverhalten

Um das Apportierverhalten effektiv zu trainieren, ist es wichtig, das Training positiv und abwechslungsreich zu gestalten. Trainer und Hundebesitzer sollten darauf achten, dass das Apportieren für den Hund immer ein freudiges und belohnendes Erlebnis bleibt. Eine gängige Methode ist die sogenannte „Clicker-Trainingsmethode“, bei der das erwünschte Verhalten durch ein akustisches Signal (Click) markiert und anschließend belohnt wird. Diese Technik fördert nicht nur das Apportierverhalten, sondern auch das generelle Verständnis des Hundes für komplexe Abläufe.


Auch das gezielte Einführen von Variationen, wie das Apportieren unterschiedlicher Objekte oder das Apportieren aus verschiedenen Distanzen, kann das Verhalten stärken und dem Hund neue Herausforderungen bieten. Ein Hund, der das Apportieren als interaktives Spiel begreift, wird mehr Spaß an der Übung haben und motivierter sein, das Verhalten zu zeigen. Es ist jedoch wichtig, den Hund nicht zu überfordern und immer auf Anzeichen von Stress oder Überforderung zu achten.


Fazit: Apportierverhalten als Schlüssel zur Mensch-Hund-Interaktion

Das Apportierverhalten ist ein faszinierender Aspekt des Hundeverhaltens, der tiefe Einblicke in die Instinkte und die sozialen Fähigkeiten von Hunden ermöglicht. Für Hundebesitzer und Trainer bietet das Apportieren eine wertvolle Gelegenheit, die Bindung zum Hund zu stärken und dessen natürliche Fähigkeiten zu fördern. Indem man dieses Verhalten im Training gezielt einsetzt und an die individuellen Bedürfnisse des Hundes anpasst, lässt sich das Apportieren zu einem wichtigen Werkzeug für die geistige und körperliche Auslastung von Hunden entwickeln.


Für weitere Informationen und Studien zum Apportierverhalten und zur Bedeutung von Jagd- und Sozialverhalten bei Hunden empfehlen sich folgende wissenschaftliche Artikel:


Das Verständnis und die Umsetzung dieses Wissens ist entscheidend, um deinen Hund sicher in unserer menschlichen Welt zu begleiten und sein Verhalten richtig zu deuten.


Ich unterstütze dich gerne – ob persönlich, durch Online-Hundetraining oder eine Hundeverhaltensberatung per Video.


Weitere Tipps und Informationen findest du in meinem Blog: Wuff und Wissen.


Bis bald,

Deine Caro

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