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Begriffserklärung: Leinenführigkeit

Kurz Definition:

Leinenführigkeit bedeutet, dem Hund geduldig beizubringen, entspannt und ohne Ziehen an der Leine zu laufen, um gemeinsame Spaziergänge angenehm und stressfrei zu gestalten.

Lang-Beschreibung:

Einleitung: Die Bedeutung der Leinenführigkeit im Kontext des Hundeverhaltens

Die Leinenführigkeit gehört zu den wichtigsten Grundlagen im Hundetraining und spielt eine zentrale Rolle im Alltag eines jeden Hundebesitzers. Ein Hund, der entspannt an der Leine läuft, ermöglicht stressfreie Spaziergänge, fördert die Mensch-Hund-Bindung und sorgt für Sicherheit – sowohl für den Hund selbst als auch für die Umwelt.


Für viele Hundebesitzer ist das Ziehen an der Leine eines der häufigsten Probleme im Zusammenleben mit ihrem Hund. Leinenführigkeit ist jedoch kein angeborenes Verhalten, sondern muss systematisch und mit Geduld erlernt werden. Diese Fähigkeit ist nicht nur ein Zeichen guter Erziehung, sondern auch ein Ausdruck von Vertrauen und Kommunikation zwischen Hund und Mensch.

In diesem Artikel beleuchten wir die Grundlagen der Leinenführigkeit, ihre evolutionären und verhaltensbiologischen Wurzeln sowie die Methoden, mit denen sie effektiv trainiert werden kann.


Ursprung und Funktion der Leinenführigkeit

Hunde sind von Natur aus soziale und bewegungsfreudige Tiere, die ihre Umwelt intensiv erkunden wollen. Dieses Bedürfnis steht oft im Widerspruch zu den Erwartungen des Menschen, der den Hund kontrolliert und in eine für ihn unnatürliche Bewegung – das Gehen an der Leine – zwingt.


Die Leinenführigkeit dient sowohl der Sicherheit als auch der Kontrolle in einer menschlich geprägten Umwelt. Ein Hund, der an der Leine zieht, kann nicht nur für sich selbst gefährlich werden, z. B. durch das Laufen auf die Straße, sondern auch für andere Menschen, Tiere oder die Umwelt eine Belastung darstellen.


Evolutionär gesehen waren die Vorfahren unserer Hunde, die Wölfe, darauf angewiesen, sich in Gruppen zu bewegen, um effektiv zu jagen und zu überleben. Dieses natürliche Bewegungsverhalten ist stark von sozialen Signalen geprägt. Der Mensch hat im Laufe der Domestikation die Fähigkeit des Hundes, sich an einen Führer anzupassen, weiterentwickelt. Die Leinenführigkeit baut auf diesem Prinzip der Zusammenarbeit auf, jedoch in einem für den Hund oft widersprüchlichen Kontext: dem Spazierengehen in einer städtischen oder menschlich geprägten Umgebung.

Hinweis: Bei Bedarf können hier neben konventionellem Hundetraining vor allem auch Social Walks und Hunde Begegnungstrainings helfen die Leinenführigkeit im Beisein anderer Hunde zu verbessern!

Die Grundlagen der Leinenführigkeit: Was Hunde verstehen müssen

Leinenführigkeit bedeutet nicht nur, dass der Hund aufhört zu ziehen, sondern dass er die Leine als eine Art "Kommunikationsmittel" zwischen sich und dem Menschen versteht. Hierbei geht es um:

  1. Richtungswechsel: Der Hund lernt, sich an der Richtung des Menschen zu orientieren.

  2. Geschwindigkeit: Der Hund passt sein Tempo an das des Menschen an.

  3. Selbstkontrolle: Der Hund unterdrückt den natürlichen Impuls, zu einem interessanten Reiz zu laufen, und bleibt an der Seite seines Menschen.

Das Erlernen dieser Fähigkeiten erfordert Geduld, Konsequenz und die Fähigkeit, die Körpersprache des Hundes zu lesen.


Warum ziehen Hunde an der Leine?

Das Ziehen an der Leine ist ein häufiges Problem und kann verschiedene Ursachen haben:

  1. Ungeduld und Neugier: Hunde sind von Natur aus neugierige Entdecker, die gerne neue Gerüche und Reize erkunden. Eine straffe Leine wird oft als "Signal" interpretiert, schneller vorwärts zu gehen.

  2. Mangelndes Training: Viele Hunde haben nie gelernt, wie sie sich an der Leine verhalten sollen.

  3. Stress oder Angst: Manche Hunde ziehen an der Leine, um Abstand zu bedrohlichen Reizen zu schaffen, wie anderen Hunden oder Menschen.

  4. Belohnung des falschen Verhaltens: Wenn ein Hund durch Ziehen an der Leine zum gewünschten Ziel gelangt, wird dieses Verhalten unbewusst vom Besitzer verstärkt.


Trainingsmethoden für die Leinenführigkeit

Es gibt verschiedene Ansätze, um einem Hund die Leinenführigkeit beizubringen. Wichtig ist, dass das Training auf positiven Verstärkungsmethoden basiert und individuell an den Hund angepasst wird.


1. Belohnungsbasiertes Training

Dieses Training zielt darauf ab, das gewünschte Verhalten (lockeres Gehen an der Leine) zu verstärken. Beispiele:

  • Markertraining: Ein Klicker oder ein bestimmtes Wort (z. B. "Ja") markiert den Moment, in dem der Hund entspannt an der Leine läuft. Darauf folgt eine Belohnung.

  • Futterbelohnungen: Belohnungen werden direkt neben dem Bein des Menschen gegeben, um den Hund zu motivieren, in der Nähe zu bleiben.


2. Stop-and-Go-Methode

Wenn der Hund an der Leine zieht, bleibt der Besitzer sofort stehen. Erst wenn die Leine wieder locker ist, geht es weiter. Diese Methode zeigt dem Hund, dass Ziehen ihn nicht schneller ans Ziel bringt.


3. Richtungswechsel

Häufige Richtungswechsel helfen dem Hund, sich stärker auf den Menschen zu konzentrieren. Dies fördert die Aufmerksamkeit und die Orientierung am Halter.


4. Lauf mit einem festen Radius

Der Hund wird mit einer längeren Leine (z. B. 2–3 Meter) geführt, sodass er Bewegungsfreiheit hat, aber trotzdem lernt, den Halter nicht zu stark zu bedrängen oder zu ziehen.


Herausforderungen und häufige Fehler

Beim Training der Leinenführigkeit können einige Hindernisse auftreten:

  • Inkonsequenz: Wenn der Hund gelegentlich für das Ziehen belohnt wird (z. B. indem er doch zu einem interessanten Reiz darf), lernt er, dass Ziehen Erfolg haben kann.

  • Zu wenig Geduld: Leinenführigkeit erfordert oft Wochen oder sogar Monate konsequentes Training.

  • Falsche Ausrüstung: Ein schlecht sitzendes Halsband oder ein unpassendes Geschirr kann den Hund irritieren oder Schmerzen verursachen, was das Training erschwert.


Studien und wissenschaftliche Erkenntnisse

In einer Studie von Hiby et al. (2004) wurde gezeigt, dass belohnungsbasierte Trainingsmethoden effektiver und nachhaltiger sind als strafbasierte Methoden, insbesondere bei der Leinenführigkeit. Hunde, die mit positiver Verstärkung trainiert werden, zeigen weniger stressbedingtes Verhalten und lernen schneller.


Fazit: Die Kunst der Leinenführigkeit

Die Leinenführigkeit ist eine der wichtigsten Fähigkeiten, die ein Hund lernen kann, um ein angenehmes und sicheres Zusammenleben mit seinem Menschen zu gewährleisten. Es erfordert Geduld, Konsequenz und ein tiefes Verständnis für das Verhalten des Hundes, um dieses Ziel zu erreichen.

Ein Hund, der entspannt an der Leine läuft, genießt nicht nur Spaziergänge mehr, sondern stärkt auch die Bindung zu seinem Besitzer.


Für weitere Informationen und wissenschaftliche Hintergründe empfehle ich:

Hiby, E. F., Rooney, N. J., & Bradshaw, J. W. S. (2004). "Dog training methods: their use, effectiveness and interaction with behaviour and welfare." Animal Welfare.


Noch mehr Tipps und Trainingsanleitungen findest du in meinem Blog: Wuff und Wissen.


Gerne unterstütze ich dich auch in der Praxis – ob vor Ort oder beim Online-Hundetraining!


Bis bald,

deine Caro

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